Die drei Geschichten

Die Jerkbaitrute lag locker in der Hand und pendelte rhythmisch Zug um Zug. Wie aus dem nichts kam der Einschlag, dumpf , brutal und versetzte das Blut binnen Sekundenbruchteile mit Adrenalin. Doch Stunden ohne Biß hinterließen Spuren und eine kleine Unaufmerksamkeit ließ es geschehen: die Rute rutschte Jens aus der Hand, fiel zuerst auf die Bootsreeling und dann schließlich ins Wasser. Doch was dann geschah, ist wirklich unglaublich. Doch fangen wir am besten von vorne an….

Wir wagten in diesem Jahr endlich eine Angeltour in ein für uns völlig neues Angelrevier, nämlich ins niederländische Rheindelta. Das für seine Zanderfänge, aber auch für die großen Hechte bekannte Revier im Juni zu befischen war aus unserer Sicht schon ein Wagnis. Aber zum einen wollten mit mehreren Booten vor Ort sein und zum anderen rüsteten wir uns für alle anglerischen Möglichkeiten. So waren vom No-Action Gufi bis zur Schuhsohle, vom Zalt bis zum Jerk alles dabei. Wir freuten uns auf eine vielseitige Fischerei, Augenmerk lag weitestgehend auf die Hechtfischerei.

Wir trudelten alle mehr oder weniger gemeinsam ein und bezogen Mittwoch zwei Ferienwohnungen in wunderschöner Lage! Am ersten Abend mussten wir natürlich noch für eine kurze Zeit aufs Wasser und uns die Gegebenheiten anschauen. Lange Bootsfahrten standen nicht auf dem Programm und trotzdem konnten wir die ersten Hechte einsammeln. Glücklich beendeten wir den Abend mit dem ersten Zander der Tour mit einer Länge von 81cm. Der Start war gemacht.

Der erste vollwertige Tag zum Fischen war dann der Donnerstag und ohne nennenswerte Infos oder Erkenntnisse des ersten Abends, hieß es also, sich einen groben Plan zu machen, großflächig mit den Booten zu verteilen und Strecke zu machen. Über Funk hatten wir regen Kontakt und konnten uns perfekt austauschen. So dauerte es auch nicht lange, bis die ersten Fangmeldungen verkündet wurden. Per Funk immer die gleichen Fragen: “Wie tief, welche Farbe, habt ihr Kraut, wieviel Gramm?“. Es stellte sich schnell heraus, dass einem die Fische zwar nicht ins Boot sprangen, aber geduldiges Driften regelmäßig Kontakte brachte. Es war perfekt, wir hatten die Fische schon am ersten Morgen gefunden, hatten traumhaftes Wetter und insgesamt 3 Tage Zeit zum Fischen vor uns. Neben den Hechten gesellten sich auch regelmäßig kapitale Zander.

Und dann war es soweit! Nach dem bekannten „Fisch!!!“ von Frank folgte die bislang für uns beide brutalste Flucht. Sofort war klar, Meterhecht! Doch nachdem sich diese Fluchten mehrfach wiederholten war ebenfalls klar „Das ist ein RICHTIG großer Meter!“. Also, Kamera zur Seite gelegt und Konzentration. Den wollten wir unbedingt haben! Der Fisch nahm immer wieder brutal Schnur von der Rolle und entfernte sich teilweise so schnell und so weit vom Boot, dass wir zwischenzeitlich mit dem Powerdrive hinterherfuhren. Aber nach einer Weile mit einer Mischung aus Freude über diesen grandiosen Drill und Angst, diesen Fisch verlieren zu können, durfte ich Franks Hecht endlich keschern:

131cm, dazu sehr kräftig gebaut! Was für eine Kanone!!! Überglücklich machten wir Fotos, informierten die anderen und entließen den Fisch dann schnell in sein Element. Daraufhin gönnten wir uns ein kühles Bier. Was sollte noch schiefgehen bei dieser Tour? Es war genial. Der erste Tag sorgte neben diesem wahnsinnigen Hecht auch bei allen anderen für reichlich Drills. Arnos Zander von 88 cm, reichlich Hechte bis 1m, Arends 47er Barsch, Arnolds 80er Rapfen. Das war ein Auftakt nach Maß.

Am zweiten Tag folgte dann auch gleich die 2. kuriose Geschichte. Wir starteten im Erfolgsgebiet des Vortages und fingen auch sofort wieder unsere Fische. Dennoch war es nicht vergleichbar zum Vortag. Wir mussten viel suchen, das Wasser war zu ruhig, der Himmel zu blau. Doch bevor wir in die Mittagspause gingen, dann der erlösende Einschlag bei mir. Auf den Shaker in der Farbe blau-glitter, bei hochstehender Sonne, spiegelglattem und fast glasklarem Wasser hatten wir damit nicht gerechnet….108m. Cool, 2. Tag, 3. Meter!! Wir wollten die letzte Drift vor der Mittagspause machen und witzelten bereits über das „Ansparangeln“ von Frank, denn nach seinem 131cm des Vortages blieb der eine oder andere Hecht bei ihm nicht hängen. Arnold und Arend flitzten gerade mit dem Boot an uns vorbei, als wir einen kleineren Hecht zurücksetzten. Sie hielten kurzerhand an und machten an unserem Boot fest. Während wir über den Vormittag quatschten fischte Frank einfach weiter und nach einem erschrockenen „Alter!! Guckt euch mal die Mama an!“ konnten wir mit den Polbrillen einen fetten Hecht seelenruhig Franks Köder folgen sehen. Meistens vergeigt man solche Fische und Frank hatte nur noch ca. 3 Meter Schnur im Wasser. Geistesgegenwärtig öffnete er stumpf den Bügel und ließ den Köder in die Tiefe sausen. Dieser verschwand und der Hecht war irgendwie auch nicht mehr zu sehen. In diesem Moment schloß Frank den Rollenbügel und schlug auf Verdacht kräftig an. Wir konnten es nicht glauben, als die Rute krumm blieb und der Hecht hing!! Kurzer heftiger Drill, 1. Kescherversuch und so geht auch die 2. Geschichte glücklich zu Ende, mit einem fetten 110cm Hecht. Das ist Ansparangeln wie es im Buche steht!

Wie schon beschrieben, fischten wir früh morgens bis mittags, machten dann eine gemeinsame, ausgiebige Pause und starteten erneut am späten Nachmittag. Es war ein herrlicher Urlaub und so saßen wir auch an diesem Tag mittags bei einem Bier und erzählten uns reichlich tolle Geschichten. Dazu strahlender Sonnenschein, tolle Stimmung und reichlich Grilleinheiten. Neben dem gefangenen Nachläufer fingen die anderen ebenfalls schöne Hechte bis 105cm, Zander bis 81 cm, Barsche über 40cm. Jan und Rudi „zalteten“ sich tatsächlich Zander in 1,2 m tiefem Wasser bis 79cm (der richtig große 90+ ging leider im Drill verloren). Gerrit und Erhard zogen irgendwie die Zander an und wo andere noch versuchten, doch wenigsten einen Zander zwischen den Hechten zu finden, fingen die zwei bis Donnerstag „nur“ einen Hecht aber hatten schon 11 stramme Zander eingesackt. Auch Jochen und Michael hatten allein am Donnerstag 4 Zander zwischen 75 und 80cm.

Am Freitagabend dann der am Anfang bereits beschriebene „Jerk-Einschlag“ bei Jens. Wieder war es der Svartzonker, der diesmal ein Krokodil dermaßen wütend machte, dass der Biss so brutal kam und Jens die Rute aus der Hand schlug.

Zum Glück war das Wasser sehr sichtig und ruhig und Arno und Jens konnte die Rute am Gewässergrund liegen sehen. Schade um den gewaltigen Fisch, aber so hatte man zumindest die Chance, die Ausrüstung zu „bergen“. Nachdem einige Versuche im immerhin ca. 1,5m Wassertiefe scheiterten und Jens bereits ankündigte, notfalls baden zu gehen, hatte Arno die Spinn-Kombo per Gummifisch gehakt. Glücklich nahm Jens seine Rute in Empfang. Doch was dann geschah, erlebt man kein 2. Mal. Der Fisch hing tatsächlich noch am Köder und wehrte sich vehement! Nach einigen wilden Fluchten landeten nun auch Arno und Jens den verdienten 105m Hecht!! Was für ein Erlebnis!

Am Samstag dann der letzte Tag und man kann kaum glauben, dass ein paar Tage fischen so schnell vorübergehen! Auch der letzte Tag hatte Ausnahmefische zu bieten. Nachdem fast alle Boote recht weit fuhren zu den ersten Plätzen, starteten Arnold und Arend bereits auf halber Strecke zu fischen und trafen damit in die Zwölf! Neben reichlich Bissen und Fischen verhafteten die zwei in kurzer Zeit u.a. Hechte bis 106m und Zander bis 81cm. Auch Frank schlug noch mal kräftig zu! Auf einen Gliding Rap beim Jerken stieg ein eher kleiner Fisch ein von 50 cm….aber dafür ein gestreifter! Ein 50er Barsch! Was für ein Fisch und was für ein Abschluß für uns!

Unsere Zanderjäger Erhard und Gerrit machten am diesem letzten Abend nicht so früh Feierabend und wurden mit einer tollen Beißorgie im letzten Abendlicht belohnt: 8 Hechte und 1 Zander wurden es am Ende, neben vielen weiteren Kontakten.

Bei diesem Urlaub dürfte für jeden etwas dabei gewesen sein!

12 Mann, 6 Boote, eine Meinung! Für 2016 steht das Ziel fest!

Mit dabei waren:

Arend, Arnold
Rudi, Jan
Arno, Jens
Erhard, Gerrit
Michael, Jochen
Frank, Ralf

Vg, Euer Ralf

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